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Millionen Tieropfer für bevorstehende Chemikalientests

Am 1. Juni 2007 trat die EU-Chemikalienverordnung REACH in Kraft. Zigtausende Chemikalien sollen in den nächsten Jahren auf ihre Giftigkeit getestet werden – größtenteils in Tierversuchen. Schätzungen gehen von bis zu 54 Millionen Tieren aus, die nach dem Willen der EU in qualvollen Giftigkeitstests ihr Leben lassen sollen. Dabei sind Tierversuche – abgesehen von der ethischen Problematik – vollkommen ungeeignet, um Risiken von Substanzen für Mensch und Umwelt zu beurteilen, ist der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche überzeugt.

Wie viele Chemikalien für REACH getestet werden sollen, ist noch nicht bekannt. Bei der EU-Chemikalienbehörde ECHA in Helsinki wurden 150.000 Stoffe vorregistriert. Ursprünglich war man von 30.000 Substanzen ausgegangen. Da aber für jede Chemikalie nur ein Dossier eingereicht werden soll, muss zunächst festgestellt werden, welche Substanzen von mehreren Herstellern vorregistriert wurden.

Je nach Produktionsmenge wird eine Reihe von Tierversuchsdaten für REACH verlangt - je höher die Menge, desto mehr Daten. Die Palette reicht von akuten Giftigkeitstests, bei denen Ratten oder Mäusen die Substanzen in den Magen gefüllt werden, über Hauttests an Kaninchen und Meerschweinchen bis zu Mehrgenerationentests, bei denen für eine Substanz mehrere tausend Ratten sterben. Schätzungen gehen von acht bis 54 Millionen Wirbeltieren aus, die im Rahmen von REACH ihr Leben lassen sollen. Für Dr. med. vet. Corina Gericke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei Ärzte gegen Tierversuche ein Skandal: »Die Chemikalien sind alle seit Jahrzehnten in Gebrauch. Alle geforderten Daten sind längst vorhanden und müssten nur zusammengetragen werden.«

Die Tiertests sind laut Ärztevereinigung zudem für die Beurteilung der Gefährlichkeit von Chemikalien äußerst unzuverlässig. »Was für eine Ratte harmlos ist, kann für Menschen giftig sein und umgekehrt«, so Tierärztin Gericke. Die EU habe sich mit REACH einen Bärendienst erwiesen. »Anstatt auf moderne, durchdachte Prüfstrategien, z.B. mit menschlichen Zellkulturen und Computersimulationen zu setzen, wird an einem völlig veralteten Denkmuster festgehalten, bei dem ein Katalog aus grausamen und sinnlosen Tierversuchen abgearbeitet wird«, so Gericke weiter.

Für Substanzen, die als besonders gefährlich bekannt sind oder in einer Menge von mehr als 100 Tonnen pro Jahr produziert werden, dürfen Tierversuche nur nach Genehmigung durch die ECHA durchgeführt werden. Die ECHA veröffentlicht die Bezeichnungen der Chemikalien, für die Anträge eingereicht wurden, auf ihrer Website. 45 Tage lang können diese von Dritten kommentiert werden, eine Forderung, die aufgrund des Drucks durch Tierschutz- und Tierversuchsgegnerverbände Eingang in REACH gefunden hat. Fachleute können so herausfinden, ob die geforderten Daten bereits vorhanden sind oder wie sie ohne Tierversuche gewonnen werden können. »Wir Ärzte gegen Tierversuche werden alles daran setzen, möglichst viele Tierversuche zu verhindern, indem wir mit unseren Fachleuten fundierte Stellungnahmen zu den Tierversuchsanträgen bei der ECHA einreichen.« Bisher sind 15 Tierversuchsanträge von der ECHA veröffentlicht worden. In den nächsten Monaten und Jahren werden Hunderte erwartet.