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Deutsche Regierung weiterhin planlos

In Großbritannien wurde ein detaillierter Plan zur Reduktion von Tierversuchen noch für diesen Sommer angekündigt. Auch wurden konkrete Maßnahmen zur Förderung tierversuchsfreier Verfahren durch Verdopplung der finanziellen Förderung bekanntgegeben. Der bundesweite Verein Ärzte gegen Tierversuche (ÄgT) begrüßt diese Schritte, die nicht nur das Leid der sogenannten Versuchstiere verringern, sondern Großbritannien zu einem der führenden Länder in der innovativen und am Menschen ausgerichteten Forschung machen dürften. Die deutsche Regierung vernachlässigt hingegen das Thema Tierversuche weiterhin und bleibt die im Koalitionsvertrag vereinbarte Reduktionsstrategie bis heute schuldig. Dadurch gerate laut ÄgT die deutsche Forschung, die noch immer an veralteten und irreführenden Tierversuchen festhält, zusehends international ins Abseits.

Am 19. Februar 2024 wurden im britischen Parlament zwei Petitionen zum Thema Tierversuche debattiert. Die von über 31.000 bzw. 109.000 Unterzeichnern unterstützten Petitionen richteten sich gegen den Einsatz von Hunden in Tierversuchen bzw. für eine generelle Abschaffung von Tierversuchen. In der Debatte wurden ausführlich die Möglichkeiten und Vorteile tierversuchsfreier Verfahren diskutiert und hervorgehoben, dass sich solche Methoden bereits heute besser eignen, um die Wirkung von Substanzen auf den Menschen vorherzusagen (1).

Der Minister für Wissenschaft, Forschung und Innovation, Andrew Griffith, kündigte dabei an, dass die britische Regierung im Sommer 2024 einen detaillierten Plan zur Reduktion von Tierversuchen vorlegen werde. Dieser soll die Entwicklung, Validierung und Umsetzung tierversuchsfreier Verfahren beschleunigen. Zudem gab Griffith bekannt, dass die Förderung von sogenannten 3R-Methoden, welche auf Ersatz, Reduktion und Verfeinerung von Tierversuchen abzielen, im Finanzjahr 2024/25 von 10 auf 20 Millionen britische Pfund (ca. 23 Millionen Euro) verdoppelt wird. Weiterhin werde geprüft, die Beantragung von Tierversuchen durch Erhöhung der damit verbundenen Kosten sowie der Verkürzung der Lizenzdauer zu erschweren, um so unmittelbar auf eine bevorzugte Nutzung tierfreier Verfahren hinzuwirken. Schließlich solle auch die britische Bevölkerung erneut zu ihrer Meinung zum Thema Tierversuchen befragt werden. Die Ergebnisse dieser Umfrage werden im Herbst 2024 erwartet (2).

„Auch wenn der angekündigte Plan sich am 3R-Prinzip orientiert – welches den Tierversuch als Methode nicht in Frage stellt und lediglich ‚Verbesserungen‘ des bestehenden Systems anstrebt – und somit eher ein Umstiegs- als ein Ausstiegsplan sein wird, begrüßen wir diesen konkreten Schritt hin zu einer tierversuchsfreien Wissenschaft ausdrücklich“, kommentiert Dr. Johanna Walter, wissenschaftliche Referentin bei Ärzte gegen Tierversuche.

Im Herbst 2023 wurde bekannt, dass die Bundesregierung 2 Millionen Euro, verteilt auf zwei Jahre, für die Entwicklung einer Reduktionsstrategie im Haushaltsplan vorgesehen hat. „Während Großbritannien sich nun also auf der Überholspur hin zu einer innovativen und ethisch vertretbaren Wissenschaft ohne Tierversuche befindet, muss Deutschland nun nachziehen, um nicht hoffnungslos abgehängt zu werden“, kritisiert Walter.

Übrigens profitieren aktuell deutsche Wissenschaftler von der im Vergleich zu Deutschland bereits besser ausgestatteten Förderung von tierversuchsfreien Methoden in Großbritannien. So hat kürzlich eine Forschergruppe des Universitätsklinikums Freiburg durch das britische National Centre for the Replacement, Refinement and Reduction of Animals in Research (NC3R) eine Förderung in Höhe von 1 Million Pfund zur Entwicklung einer tierfreien Methode zur Sicherheitsbewertung von Krebstherapien erhalten (3).